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Edsel – Keine Erfolgsgeschichte

Aktualisiert: vor 2 Tagen


Edsel Citation 1958

Ford hatte ein Problem in den frühen 1950er-Jahren: Während GM fünf Marken unter einem Dach vereinte, gab es bei Ford nur deren drei: Ford, Mercury und Lincoln. Es fehlte die gehobene Mittelklasse. Also beschloss man diese Lücke zu schliessen – unter enormem finanziellen Aufwand.


Kreative Namen

Nicht wenig Ressourcen flossen alleine schon in den Namen der neuen Marke. Marktstudien, Mitarbeiterwettbewerbe und Vorschläge der Dichterin Marianne Moore brachten tausende mögliche Namen hervor. Moore schlug so schöne Kreationen vor wie: «The Intelligent Whale», «Mongoose Civique», «The Arc-en-Ciel» und «Thunderblender». Am Ende entschied sich der Konzernvorstand schliesslich für den Namen Edsel – nach Edsel Bryant Ford, Sohn von Henry Ford und Vater von Henry Ford II. 




Lanciert wurde die Marke Edsel 1957 mit dem Citation. Schon auf den ersten Blick war klar, dass die Marke anders war, anders sein wollte. Mit seinen dramatisch Formen und übertriebenen Chromverzierungen, den auffälligen Rückleuchten und der zweifarbigen Lackierung war er kein optisches Mauerblümchen. Und dann war da natürlich noch der Kühlergrill, der allerlei vulgäre Spitznamen trug.


Unrealistische Erwartungen

In einer Werbebroschüre für die neue Marke versprach Ford, der Edsel sei ein «Auto wie es zuvor noch keines gegeben habe». Millionen von Dollar flossen in die Werbung, die Presse feierte Edsel als technologischen Durchbruch, bevor sie jemals ein Auto der neuen Marke gesehen hatte. Die Erwartungen waren derart aufgeblasen, dass kein reales Produkt sie hätte erfüllen können.


Zwar gab es auch Innovationen wie das «Teletouch»-Getriebe war, bei dem die Knöpfe für die Gangwahl der 3-Stufen-Automatik mittig auf dem Lenkrad platziert waren. Was besonders futuristisch sein sollte, erwies sich in der Praxis aber als anfällig und unpraktisch und verschwand bereits ein Jahr später wieder.



Zukunftsweisender war die selbstnachstellende Bremse, die Edsel im Citation serienmässig verbaute. Es war denn auch die einzige wirkliche technische Neuerung, die das Auto brachte. Edsel wurde zum Gespött nachdem die Marke in den Monaten vor der Lancierung dank einer gigantischen PR-Kampagne mit Vorschusslorbeeren überhäuft worden war. 


Gerade der Citation als teuerstes Modell war von den Fehleinschätzungen besonders betroffen. Das Segment der gehobenen Mittelklasse, war gerade dabei, zu verschwinden. und die Überschneidung mit den Modellen von Mercury war so gross, dass die Kunden keinen Entscheidungsgrund zugunsten von Edsel hatten. Nur 9299 Stück des Coupés wurden 1958 gebaut, der Convertible blieb mit 930 Stück extrem selten.

 

Chaos in der Produktion und schlechte Zahlen

Und dann war da noch das heillose Chaos in der Fertigung. Aus Kostengründen erhielt Edsel keine eigene Plattform, nutzte stattdessen diejenigen von Ford und Mercury. Innerhalb der Marke waren so die Teile nicht kompatibel, regelmässig sollen sie verwechselt worden sein. Auch lief Edsel mit minimalen Produktionszahlen in fünf Werken der Ford Motor Company nebenher, die Arbeiter waren schlecht eingespielt auf die neuen Modelle. Die Folge waren Montagefehler, Qualitätsschwankungen und Lieferengpässe bei einzelnen Komponenten, die ganze Produktionslinien blockierten.

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Nachdem Edsel im ersten Jahr nur rund 63'000 statt der geplanten 200'000 Fahrzeuge verkauft hatte, strich der Robert McNamara, Vice-President der Ford Motor Company, für 1959 das Modellprogramm drastisch zusammen. Im dritten und letzten Produktionsjahr von Edsel überlebte bloss der verhältnismässig günstige Ranger.


Keine Erfolgsgeschichte

Im November 1959 wurde aber schliesslich auch seine Produktion eingestellt und das Projekt Edsel beerdigt. Die gigantischen Entwicklungskosten von über 250 Millionen Dollar – heute rund 2.7 Milliarden Dollar oder 2.3 Milliarden Franken – machten Edsel für die Ford Motor Company zu einem beispiellosen Verlustgeschäft.


Es gibt viele Erfolgsgeschichten in der amerikanischen Automobilindustrie. Diejenige von Edsel ist keine davon. Keine Marke ist so berühmt dafür, so grossartig gescheitert zu sein, wie die Ford-Tochter.


Text: Ramon Egger – Bilder: Archiv Ford.



Die längere Version der kurzen Geschichte von Edsel, die auch die Rolle von Robert McNamara beleuchtet, gibt es in AutoZeit 3/2025 oder mit einem Abonnement unter autozeit.ch/magazin.





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