Fiat Grande Panda – Aus Liebe zur Geschichte
- Ramon Egger
- 31. Jan.
- 3 Min. Lesezeit

«They wouldn’t get it…»: Olivier François fühlte sich unverstanden. Unverstanden vom Design-Team bei Fiat. Es muss sich auch abenteuerlich angehört haben, als der ehemalige Renault-Chef seinem neuen Team bei Fiat erklärt hatte, er wolle einen Panda mit einen Dacia Duster kreuzen. Aber dann stiess François Leboine dazu, «and he immediately understood the assignment». Zwei Stunden später hatte Olivier François die ersten Sketches auf dem Tisch. Und die sollen bereits ziemlich nah an dem gewesen sein, was jetzt der neue Grande Panda ist.
Ja, der Grande Panda hat etwas SUV-haftes, mit fast 14 Zentimeter Bodenfreiheit und den Kunststoffbeplankungen an den Radläufen. Aber «people want UVs, we all know that». Und auch wenn der Begriff damals noch nicht geläufig war, sei eigentlich auch der Ur-Panda aus den 1980ern bereits ein «UV» gewesen – ein Fahrzeug mit hohem Nutzwert. Und das soll auch der Neue sein: praktisch, günstig, liebenswert. Das Erfolgsrezept für eine Ikone.
Der wahre Nachfolger
Fiat nimmt das ernst mit dem Erbe, will den Grande Panda zum wahren Nachfolger des Originals aus den Achtzigern machen. Und geizt nicht mit Referenzen an die eigene Geschichte. Nimmt die quadratische Stickerei auf den Sitzbezügen wieder auf, integriert Anleihen an das historische Werk von Lingotto in die Front und in die Einfassung der Instrumente und ein kleines Modell des Ur-Panda ins Armaturenbrett. Platziert Logos und Schriftzüge rundherum am Fahrzeug.
Es ist eine Mischung aus Liebe zur Tradition und Selbstverliebtheit. Der typisch italienische Stolz eben. Aber es funktioniert, verleiht dem Fiat Grande Panda eine Faszination, die man nicht erwarten würde, von einem Modell, das auch nichts anderes als ein hübscherer Citroën C3 ist. Denn auch wenn Plattform (Stellantis CMP Smart Car), Antrieb (113-PS-Elektromotor) und Fahrverhalten (nicht berauschend) gleich sind wie bei dem Franzosen, merkt man schnell: Die Italiener haben richtig viel Liebe zum Detail in das Auto gesteckt. Das Rezept funktioniert.
Bereits in der Basisvariante «RED» gibt es ein 10-Zoll-Kombiinstrument und ein 10.25-Zoll-Infotainment und kabelloses Apple CarPlay und Android Auto. Die Bedienung ist simpel und intuitiv. Gut – dass ein Elektroauto noch mit einem Zündschlüssel gestartet werden muss, ist ein merkwürdiger Anachronismus. Dafür setzt man auf Nachhaltigkeit mit Recyclingmaterialien und Bambusfasern.
Ein cooles Feature
Das SUV-Design hat auch ganz praktische Vorteile. So ist die Kopffreiheit auch auf den Rücksitzen grosszügig, die Sitzposition für den Fahrer hoch, die Rundumsicht gut. Kurz: Die Platzausnutzung des knapp unter 4 Meter langen Grande Panda ist vorbildlich. Und das zweite Handschuhfach im Armaturenbrett und die Ablage vor dem Beifahrer praktisch. Und das Wechselstrom-Ladekabel, das sich wie ein Telefonkabel aus der Front ziehen lässt: ein cooles Feature.
Klar, die Batterie ist mit 44 kWh doch relativ klein, die 320 Kilometer Reichweite wohl eher Wunschtraum, zumal der Verbrauch des Grande Panda wegen dem höheren Gewicht noch etwas höher ausfällt als beim Citroën ë-C3 und schon dieser die Werksangabe in unserem Test gröber verfehlte. (Der Bericht zu diesem folgt dann noch. Irgendwann.)
Auch 4x4
Dafür gibt es dann auch noch den Hybrid, mit 3-Zylinder-Benziner und 101 PS. Denn auch Olivier François weiss: «more than electric, people want electrified». Und auch ein Allrad soll kommen, das sei man dem Erbe des Pandas schuldig. In welcher Form weiss man auch bei Fiat noch nicht genau. Wir vermuten: Hybrid mit elektrischer Hinterachse, so wie es auf der eCMP-Plattform bereits eingesetzt wird.
Der Erfolg des Pandas beruhte natürlich zu einem massgeblichen Teil auch auf seinem Preis. Und da soll auch der Grande Panda anknüpfen. Ja, 24’900 Franken für ein B-Segment ist nicht wenig. Aber Elektroautos sind halt immer noch teuer. Der Hybrid dürfte dann im Bereich von 18’000 liegen. Und damit etwas teurer sein als ein Citroën C3. Aber halt auch cooler.
Car of the Year 2026
Gemäss den Statuten von COTY müssen wir ja jetzt erwähnen, wenn ein Modell Chancen darauf hat, im nächsten Jahr zum «Car of the Year» gewählt zu werden. Ob er das hat wissen wir noch nicht – wir wissen ja nicht, was da noch so alles kommen wird im Laufe des Jahres. Auf die Longlist wird er es aber mit Sicherheit schaffen, denn da kommt grundsätzlich jedes neue Modell drauf.
Text: Ramon Egger
Bilder: Fiat
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