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Alfa Romeo Montreal – Männerfahrzeug


Alfa Romeo Montreal

Der Name kommt nicht von ungefähr. Sondern eben von: Montreal. Für die Weltausstellung in der kanadischen Metropole wurde Alfa Romeo angefragt, ein Auto zu entwerfen, das das Motto «Der Mensch und seine Welt» widerspiegeln sollte. Bloss: Die Zeit war knapp, nur neun Monate blieben noch bis zur Eröffnung. Also reichte man den Auftrag weiter an Bertone, wo sich Marcello Gandini der Aufgabe annahm.


Die Reaktionen auf den «Montreal Expo» waren durchwegs positiv, so dass Alfa Romeo die Umsetzung einer Serienversion in Angriff nahm. Weil diese rasch folgen sollte, gab es keinen neuen Motor, sondern den potentesten, den man in der Hinterhand hatte: den V8 aus dem Tipo 33. Der hatte aber eben keinen Platz hinter dem Fahrgastraum, ausserdem war das Chassis auch nicht auf diese Konstruktion ausgelegt, so dass der Montreal zum Standardantrieb wurde, also: Frontmotor, Hinterradantrieb.





Der Motor hatte sich im Tipo 33 bereits im Renneinsatz bewiesen, war ausserdem gerade eben für die Strassenvariante Tipo 33 Stradale angepasst worden. Für den Montreal wurde er aber grundlegend überarbeitet und der Hubraums von winzigen 2.0 auf immer noch kleine 2.6 Liter vergrössert und die Leistung von 230 PS auf 200 PS reduziert. Geblieben ist die mechanische SPICA-Saugrohreinspritzung, für die der Hersteller Società Pompe Iniezione Cassani & Affini namensgebend war. 





Das Chassis konnte nur schwer mit dem Motor mithalten, trug nicht die Rennsport-Gene in sich, sondern eben jene der alltagstauglichen Giulia Sprint GT. So mussten beim Fahrwerk Abstriche gemacht werden, an der Hinterachse kam eine simple Starrachse mit Längslenkern zum Einsatz, die Federn waren komfortabel ausgelegt, die Kugelumlauflenkung wenig sportlich. Der Montreal war kein Sportwagen, sollte auch keiner sein. Sondern eben: Ein Gran Turismo.  Die Bremsen übrigens sind nicht nur für heutige Verhältnisse eher mau, sondern waren es damals schon. 


Am Genfer Autosalon 1970 wurde der serienfertige Montreal präsentiert und das Publikum war nicht minder begeistert von dem Auto als drei Jahre zuvor in Kanada. Wenig überraschend natürlich, schliesslich hatte Gandini optisch wenig verändert. Das Urteil nach den ersten Fahrten fiel weniger positiv aus, als noch während der Messe. Ein deutsches Magazin bezeichnete ihn als «ältestes neues Auto», das jemals präsentiert worden sei. Deutlich wohlwollender klangen übrigens die Töne in der einschlägigen Schweizer Presse: Der Montreal tauge «gleichermassen zum angenehmen Reisesportwagen für zwei Personen, wie zum echten Männerfahrzeug für begüterte, überdurchschnittliche Fahrer», hiess es da.





Mit einem Preis von 5.7 Millionen Liren in Italien und 39 500 Franken – heute wären das rund 120 000 Franken – war der Montreal nicht günstig, bewegte sich auf Augenhöhe mit den deutschen Sportwagen. Echten Sportwagen, mit entsprechendem Fahrverhalten. Ausserdem kam der durstige V8 zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, direkt in die Ölkrise. So stellte Alfa Romeo die Produktion 1977 wieder ein.


Text: Ramon Egger

Bilder: Kim Hüppin


Die ganze, ausführliche Geschichte des Alfa Romeo Montreal und seinen Bezug zum Tipo 33 finden Sie in AutoZeit 2/2025 oder als Abonnent unter autozeit.ch/magazin.


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