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Dodge Charger 225 – Der Kleine


Dodge Charger 225 Slant Six

Wer an den Dodge Charger der 1960er- und 70er-Jahre denkt, assoziiert die wohl intuitiv mit dem leistungsstarken 426 HEMI oder dem 440 Magnum Big-Block. Es waren die Motoren, die den Charger berühmt gemacht haben. Doch in deren Schatten steht noch eine wenig bekannte, oft vergessene Version des Chargers. Eine, die noch viel seltener war: Der 225 mit Slant Six Engine – einem Sechszylinder, mit einem einzelnen Fallstromvergaser, hängenden Ventilen und ein Gegenstromzylinderkopf. Die Zylinderbank war um 30 Grad geneigt, um die Bauhöhe zu reduzieren.




Bei der Lancierung im Modelljahr 1966 war der noch nicht im Programm, wurde erst mit der zweiten Generation im Jahr 1968 eingeführt. Er ist eines der meistübersehenen Muscle-Cars, wohl auch weil er kaum als Muscle-Car durchgehen kann. Er war genau das «Alte-Leute-Auto», das der Charger nicht mehr hätte sein sollen. Sein 225-cu-in-Motor, also mit 3.7 Litern Hubraum, leistete spärliche 147 PS. Trotz minimaler Verkaufszahlen hielt Dodge aber an dem Motor fest, auch als man 1968 die zweite Generation des Chargers einführte. Nach den enttäuschenden Verkaufszahlen in den Vorjahren – die Produktion fiel von 37 300 Stück im Jahr 1966 auf 15 788 im Jahr 1967 – wurde der Charger bereits nach zwei Jahren komplett überarbeitet, erhielt das bekannte «Coke Bottle Design» von Richard Sias, unterschied sich damit deutlich stärker vom Coronet.


Dem Erfolg des Chargers half es, dem des Slant Six nicht. Von den 49 768 Stück, die im Jahr 1970 vom Band liefen, waren gerade einmal 249 mit dem Sechszylinder ausgestattet. Richtig selten wird es dann beim Charger 500 mit Sechszylinder, bloss 29 Stück davon sollen die Produktionshallen verlassen haben. Aber dass der überhaupt gebaut wurde, war per se eine Absurdität. Schliesslich entstand der 500 als Reaktion auf die schlechte Performance des Charger gegenüber der Konkurrenz, kämpfte vor allem mit Aerodyamik-Problemen, namentlich an der Front und am Heck. 


Die Käufer der Schwiegermutter-Variante mit 147 PS aber dürften sich kaum für die Aerodynamik ihres Autos interessiert haben, zumal die Beschleunigung wenig beeindruckend war, 0–60 mph dauerte weit über 12 Sekunden. Was ihm jedoch an Geschwindigkeit fehlte, machte er mit einem respektablen Treibstoffverbrauch von 18 bis 22 mpg, rund 7.7 l/100 km, wieder wett. Anfang der 1970er-Jahre stiegen die Versicherungsprämien für Muscle-Cars rasant an, und der Kraftstoffverbrauch wurde für die Käufer zunehmend wichtiger.



Funktioniert hat es nicht, der Slant Six war damals eine Rarität und ist es heute noch mehr. Einige der wenigen überhaupt gebauten Sechszylinder dürften nachträglich auch noch auf den V8 umgebaut worden sein. Heute ist er kaum mehr auf dem Markt, in Europa sowieso nicht, auch in den grossen Auktionshäusern kamen bereits seit Jahren keine Charger mit Sechszylinder mehr unter den Hammer. Einzig auf Ebay war kürzlich ein vor zehn Jahren einigermassen restauriertes Modell zu finden, mit 66 000 Meilen (107 000 Kilometer) auf der Uhr. Verhandlungspreis: Eine Viertelmillion Dollar. Wenig überraschend, liess sich kein Käufer dafür finden.


Text: Ramon Egger – Bilder: Dodge, Ebay, Mecum.



Die ganze, ausführliche Geschichte des Dodge Charger 225 mit Slant-Six-Motor finden Sie in AutoZeit 2/2025 oder als Abonnent unter autozeit.ch/magazin.





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