Urs Hauenstein – Eine Leidenschaft für den Motorsport
- Ramon Egger
- 28. März
- 3 Min. Lesezeit

«Nein» sagt Urs Hauenstein, «ein prägendes Ereignis oder Erlebnis gab es in meinem Leben nicht, das mir den Motorsportvirus eingepflanzt hätte, ich bin praktisch mit ihm auf die Welt gekommen». Klar, sein Vater war ein Autoliebhaber, so dass der damals neunjährige Urs mit seinem Vater in den Jura zu Bergrennen pilgerte. Seine Leidenschaft für den Rennsport war voll entflammt, daran änderten auch vier Jahre Studium am Zuger Lehrerseminar nichts mehr.
Nach dem Einstieg ins Berufsleben als Lehrer bereitete er den Kauf seines ersten Rennwagens vor. Ein Lotus 7 geisterte in seinem Kopf herum. Doch der Wagen sollte auch strassentauglich sein. Deshalb stand schliesslich ein Lotus Elan vor seiner Tür. Diesem Auto brummte er in zwei Rennsaisons 70 000 Kilometer auf.
Allerdings musste Hauenstein nach zwei Rennsaisons feststellen, dass ein serienmässiges Auto in der GT-Klasse nicht mehr mithalten kann. Er suchte sich ein konkurrenzfähiges Fahrzeug und fand es schliesslich in Form eines Ford Cortina Lotus, mit dem er 1969 in Lodrino auch prompt den ersten Gruppensieg einheimste. In Reitnau setzte sich Hauenstein vor bekannt schnellen Fahrern wie Urs Knecht und Ernst Knecht durch und gewann den Pokal.
Mit dem Cortina holte er sich etliche Klassensiege, bis Reitnau 1970, wo er rückwärts in das Feuerwehrlokal knallte. So war für Hauenstein die Zeit für einen erneuten Fahrzeugwechsel gekommen. In Zürich kaufte er einen Mini Cooper S und liess ihn mit Teilen aus England bei Gerhard Kobler aus Muri zu einem konkurrenzfähigen Auto aufrüsten.
1971 siedelte Hauenstein mitsamt seinem Cooper über und fuhr mit englischer RAC-Lizenz auf den berühmten Rennstrecken von Snetterton und Brand Hatch, wo ihm sogar ein Klassensieg gelang.
Im Herbst 1973, gerade rechtzeitig für das Hembergrennen, kaufte er sich einen Alpine 1600 S, damals das Amateur-Rennauto der Stunde. Damit tummelte sich Hauenstein ab 1977 immer öfter auf Bergrennstrecken in ganz Europa. So entstanden viele Freundschaften. Die anderen Teilnehmer, vor allem aus der DDR, waren sehr an der «Westtechnik» interessiert und so konnte es vorkommen, dass Hauenstein mit zwei Reifensätzen zum Rennen fuhr und mit abgefahrenen Ostreifen heimkehrte. Eine Hilfe und Unterstützung, die man Hauenstein nie vergass.
Bei der Europa-Bergrennen-Meisterschaft heimste er diverse Klassensiege ein. Diese Auslandseinsätze, bei der man bei der Anmeldung ein Startgeld erhielt, während in der Schweiz ein Startgeld bezahlt werden musste – was bei einem Gehalt als Bezirksschullehrer nicht immer einfach war – gefielen ihm sehr. Aber Rennen, die zu weit weg im Ausland stattfanden, musste er aus Zeitgründen absagen. Denn schliesslich hiess es, am Freitagnachmittag nach dem Unterricht abfahren, spät Abends ankommen, am Samstag Streckenbesichtigung und Trainingsläufe, am Sonntag die Wertungsläufe absolvieren, einpacken, nach Hause fahren und am Montag wieder pünktlich vor der Klasse stehen! Trotzdem kamen insgesamt 25 EBM-Klassensiege zusammen.
1981 wagte sich Hauenstein erstmals mit einem Monoposto auf die Piste, mit einem Ralt von Marcel Wettstein bestritt er das Bergrennen Zotzenbach im hessischen Odenwald. Von 1982 bis 1986 pilotierte er mit dem ehemaligen March 793 Toyota F3 von Philipp-Müller den stärksten und schnellsten Wagen seiner Karriere.
1990 stieg Hauenstein in den historischen Rennsport ein, zuerst mit einem Griffon Proto mit 1300er-Gordini-Motor und später noch mit einem PRS Formel Ford 1600 mit Baujahr 1978. Grosse Erfolge mit dem Griffon waren der Tagessieg am GP Suisse des Véhicules Historiques in Lignières 1995 und der 3. Gesamtrang beim Bergrennen Caprino-Spiazzi im Jahr 2000. Von 2001 bis 2012 bestritt Hauenstein weiterhin bis zu zwölf historische Autosportanlässe pro Saison, Danach fuhr er die Clubmeisterschaft der Squadra Capocarico mit sechs Veranstaltungen pro Jahr.
Hauenstein betont aber, dass er ohne seine wunderbaren Mechaniker, die seine Autos aufbereiteten und betreuten, nie solche Erfolge hätte feiern können. Anfangs war das Gerry Koller, danach Oskar Müller, Chris Schober und Marcel Wettstein. Alle machten eine hervorragende Arbeit und drückten bei den geleisteten Arbeitsstunden immer ein Auge zu. Als Vollblut-Amateur-Rennfahrer denkt Urs Hauenstein aber auch mit über 80 Jahren nicht ans Aufhören und ergreift jede Gelegenheit, um seine Boliden fliegen zu lassen.
Text: Victor Fischer / Regine Hansche
Bilder: Archiv Urs Hauenstein.
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