top of page

BMW Nazca – Der Traum vom Nachfolger


BMW Nazca M12

Im Jahr 1991 wollten Giorgetto Giugiaro und seinen Sohn Fabrizio, damals erst 26 Jahre jung, aufzeigen, wie sich Karbon im Fahrzeugbau einsetzen lässt. Sie schufen das Concept Car «Nazca». Um dem Projekt Glaubwürdigkeit zu verleihen, griff man auf den V12 aus dem BMW 850i zurück und versah das Auto mit den Münchner Logos. BMW tolerierte die Liaison gerne. Schliesslich konnte man so Aufmerksamkeit mit einer modernen Studie erzeugen, ohne selbst die Kosten für ein teures Entwicklungsprogramm tragen zu müssen.


Für BMW kam der Nazca durchaus gelegen: Der M1 war längst Geschichte, der 6er und später der 8er boten zwar die Qualitäten eines Gran Turismo, waren von einem Supersportwagen aber weit entfernt. Die Technik des Nazca M12 war vielversprechend mit einem komplett aus Karbon und Aluminium gefertigten Chassis, einem futuristischen Cockpit, riesiger Frontscheibe und zweigeteilten Türen. Weil sich die Seitenscheiben aufgrund der Bauform nicht in den Türen versenken liessen, wurden sie mittig am Dach befestigt und liessen sich nach oben wegklappen. 



Unter der Haube des Nazca M12, direkt hinter den zwei Sitzen, arbeitete ein V12 mit 5 Litern Hubraum aus dem 850i mit 300 PS. Die Motorabdeckung und die Front des Autos waren aus einem Stück Karbon gefertigt, das Auto wog so bloss 1100 Kilogramm. 1992 folgte der Nazca C2 mit leicht überarbeiteter Optik. Ausserdem hatte man Alpina mit an Bord geholt, die noch eine stärkere Version des 5-Liter-V12 liefern konnte. So gewann der Nazca C2 gegenüber dem M12 noch einmal 50 PS dazu, dies bei gleichzeitig rund 100 Kilogramm weniger Gewicht.


Keine Serienproduktion

Ein Jahr später kam noch die Targa-Version Nazca C12 Spider, bei dem der Motor nicht mehr unter einer Plexiglasabdeckung lag, sondern offen hinter dem Überrollbügel. Neu kam auch der 5.6-Liter-V12 aus dem 850CSi zum Einsatz, der 380 PS leistete. Ausserdem ersetzte Giugiaro das 5-Gang-Getriebe des Nazca C2 mit einem 6-Gang-Getriebe. Damit erreichte der Nazca die 300-km/h-Marke und hätte locker in der Liga der Supersportwagen mitspielen können.



Nicht wenige sahen im Nazca deshalb bereits einen Nachfolger für den ikonischen M1 schlummern. Aber BMW hatte auch aus dem M1 gelernt, der zu einer wirtschaftlichen Enttäuschung wurde. So wagte sich BMW Anfang der 1990er-Jahre nicht wieder an einen Supersportwagen. Vordergründig setze man auf die Volumenmodelle, im Hintergrund lieferte man den V12-Sauger, der auch im Nazca hätte zum Einsatz kommen sollen, an McLaren für Gordon Murrays F1. Die Serienabsichten des Nazca waren damit schon besiegelt, bevor das Auto überhaupt vorgestellt worden war. 


Der Traum vom Nachfolger des M1 blieb für die Fans: ein Traum. Offiziell wurden bloss die drei bekannten Exemplare gebaut – allerdings existieren vom M12 noch mindestens zwei weitere Exemplare als Rechtslenker, die der Sultan von Brunei für seine persönliche Sammlung bauen liess. Diese allerdings tragen keine BMW-Logos mehr.


Text: Ramon Egger – Bilder: BMW



🔐 Dies ist eine gekürzte Version des Artikels aus AUTOZEIT 5/2025. Die Print-Ausgabe mit etwas Hintergrundinformationen zum BMW M1 kann hier bestellt werden, mit einem Online-Abo ist sie als E-Paper hier zu finden.

Kommentare


© 2025 Vollgas Media GmbH

bottom of page