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Fiat Tipo – Meilenstein der Kompaktklasse

Aktualisiert: 29. Juli


Fiat Tipo 16V

Mit dem Tipo präsentierte Fiat Ende der 1980er-Jahre eine moderne, funktionale und technologisch fortschrittliche Antwort auf die veränderten Ansprüche im europäischen Kompaktwagensegment. Das brachte ihm im Jahr 1989 auch den renommierten Titel «Car of the Year» ein.


Als Nachfolger des Ritmo sollte der Tipo nicht nur die italienische Mittelklasse revitalisieren, sondern auch eine Basis schaffen für die Weiterentwicklung, weshalb Fiat auf eine völlig neue Plattform setzte – die «Tipo Due», die später auch als Basis für weitere Modelle des Konzerns diente, wie den Lancia Delta II, den Alfa Romeo 145/146. Es war das erste Mal, dass Fiat eine Bodengruppe markenübergreifend einsetze.


Entworfen von Ercole Spada

Dass Fiat es für die neue Plattform nicht bei der Verwendung für den Tipo beliess, hatte auch damit zu tun, dass diese verhältnismässig aufwändig und ausgeklügelt war. Um das Rostproblem der früheren Modell zu lösen, war die Karosserie zu 70 Prozent verzinkt und die Heckklappe komplett aus Glasfaserverbund. Technisch bemerkenswert war auch die Hinterachskonstruktion: Fiat verzichtete auf die im Kompaktsegment weit verbreitete Verbundlenkerachse und setzte stattdessen auf eine aufwändigere Einzelradaufhängung mit Schräglenkern, was zu einem ausgewogeneren Fahrverhalten und einem höheren Fahrkomfort führte.



Das Design des Fiat Tipos war Ausdruck einer neuen Sachlichkeit, die das Automobildesign der späten 1980er-Jahre prägte. Verantwortlich für die Gestaltung war das noch junge, aber ambitionierte I.DE.A Institute (Institute of Development in Automotive Engineering), ein 1978 in Turin gegründetes Designstudio. Mit dem Tipo gelang I.DE.A der erste grosse Durchbruch im europäischen Volumensegment. Federführend am Zeichenbrett war: Ercole Spada, ein Altmeister des italienischen Automobildesigns. Das Design des Tipos wurde vielfach gelobt: schnörkellos, funktional, selbstbewusst – typisch für Spada und typisch für das Selbstverständnis italienischer Designkunst in jener Ära.


Zunächst schwache Motorisierung

Weniger überzeugend waren die Motorisierungen. Zwar war die Bandbreite gross, das Leistungsspektrum allerdings – zumindest zu Beginn – nicht wirklich. So bot Fiat im Jahr der Markteinführung drei Benziner mit 56, 72 PS und 90 PS an, dazu einen Saugdiesel mit 58 PS. Erst im Jahr 1989 erweiterte man die Palette nach oben mit dem «Tipo Sport» mit 138 PS und weitere zwei Jahre später mit dem «Sedicivalvole» mit 2 Litern Hubraum mit 146 PS – mit einem Fächerkrümmer, Sportfahrwerk, grösseren Bremsen, 15-Zoll-Felgen, einem Lenkrad von Momo und Sportsitzen.



In einem zentralen Punkt geriet er früh unter Druck: der Crashsicherheit. Da schnitt der Tipo deutlich schlechter ab als viele seiner Konkurrenten. Fiat reagierte mit dem Facelift von 1993, verstärkte die Karosserie und den Aufprallschutz in den Türen und erweiterte das Angebot um sicherheitsrelevante Ausstattungen wie Airbags und mechanische Gurtstraffer. Viel gebracht hatte es nicht, der Tipo wurde zwar schwerer, bei Crashtests schnitt er aber auch nach dem Facelift noch unterdurchschnittlich ab.


So überzeugte der Tipo vor allem auch durch ein beachtliches, optionales, Ausstattungsniveau: Digitale Instrumente, Bordcomputer, elektrische Fensterheber – und das zu einem vernünftigen Preis ab 16 790 Franken (heute umgerechnet rund 25 500 Franken). Mit der Modellpflege und den neuen Abgasnormen im Jahr 1993 wurde die Leistung des «Sedicivalvole» auf 139 PS gesenkt. 1995 wurde der Tipo durch den Bravo abgelöst. 


Text: Ramon Egger – Bilder: Fiat


🔐 Dies ist eine gekürzte Version des Artikels aus AutoZeit 4/2025. Die ausführliche Geschichte inklusive technischer Daten gibt es im Print-Magazin oder mit einem Abonnement unter autozeit.ch/e-paper.



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