General Motors – Die Montage Suisse
- Ramon Egger
- 5. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Mai

Zwischen Uhren und Maschinenbau schrieb die Stadt Biel, am Südfuss des Berner Juras, ein weniger bekanntes, aber nicht minder faszinierendes Kapitel Schweizer Industriegeschichte: Das Montagewerk von General Motors, die Montage Suisse.
Schon in den 1920er-Jahren strebte General Motors eine breitere Präsenz in Europa an. Der sozialdemokratische Bieler Stadtpräsident Guido Müller erkannte früh die strategische Chance, die die Niederlassung eines Weltkonzerns für die Region bieten würde. Er stellte General Motors nicht nur das nötige Land, sondern auch eine schlüsselfertige Fabrik und Steuerbefreiung für fünf Jahre zur Verfügung. Am 2. Mai 1935 wurde die «General Motors Suisse SA Biel» gegründet, am 5. Februar 1936 rollte das erste Fahrzeug vom Band.
Zentrales politisches Argument für den Aufbau eines Montagewerkes in der Schweiz waren die hohen Einfuhrzölle, die auf fertige Automobile erhoben wurden. Das Schlupfloch bot der CKD-Import – «Completely Knocked Down», also in Einzelteile zerlegte Fahrzeuge. Diese konnten ohne hohe Zölle in die Schweiz eingeführt und hierzulande montiert werden. Die Kosten blieben so verhältnismässig tief.
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Europa der Nachkriegszeit begann die goldene Ära für Biel, die Nachfrage nach preiswerten Fahrzeugen stieg rasant. In den 50er- und 60er-Jahren wurde das Werk mehrfach erweitert und wurde zu einem der grössten privaten Arbeitgeber in der Region. Zu Spitzenzeiten waren über 1200 Mitarbeiter bei General Motors Suisse beschäftigt, produziert wurden über 15 000 Fahrzeuge pro Jahr – insbesondere Opel.
Während der 1960er-Jahre blieb die Produktion noch hoch, allerdings kamen zunehmend wirtschaftliche Schwierigkeiten hinzu. Durch das Freihandelsabkommen mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) im Jahr 1972 begann der wirtschaftliche Vorteil der Montage Suisse zu schwinden, denn der heimische Markt warch nicht mehr vor günstigen Importen geschützt.
Die Produktion in Biel wurde stetig zurückgefahren, bis im Mai 1975 schliesslich bekannt wurde, dass General Motors das Schweizer Werk schliessen würde. Im Herbst 1975 rollte dann der letzte Opel vom Band, die Modelle wurden fortan aus Deutschland importiert. Mehrere hundert Arbeitsplätze gingen verloren und ein wichtiges Stück Schweizer Industriegeschichte fand ihr Ende – nach 329 864 gebauten Fahrzeugen.
Text: Ramon Egger – Bilder: Archiv Opel Suisse SA.
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