Rover 2000 (P6) – Ohne Gasturbine
- Ramon Egger
- 29. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Als der Rover P6 im Oktober 1963 vorgestellt wurde, war das Staunen gross. Als letzter neuer Rover, bevor die Marke in Leyland Motors aufging, sollte er den P4 ersetzen – war aber eine komplette Neuentwicklung. Mit 1978 ccm Hubraum sollte er ein Segment besetzen, in dem man eine steigende Nachfrage vermutete. Entsprechend dem Hubraum von 2 Litern erhielt das Modell den Namen Rover 2000.
Als die Fachpresse im Jahr 1963 den Rover 2000 zum ersten «European Car of the Year» kürte, sah man vor allem: die fortschrittliche Technik. Die vier Scheibenbremsen waren für damalige Verhältnisse aussergewöhnlich in diesem Segment. Und die Hinterachse nach De-Dion-Prinzip war mit einem verschiebbaren Verbindungsrohr versehen, so dass die Achswellen beim Ein- und Ausfedern keinen Längenausgleich vornehmen mussten.
Die Gasturbine kam nicht
Noch ausgefallener war die Konstruktion der Vorderachse: Die oberen Dreiecksquerlenker waren längs angeordnet und wirkten auf horizontal verbaute Schraubenfedern. Der Grund dafür war, dass man bei Rover schon seit den 1950er-Jahren mit Gasturbinen experimentierte, auch geplant hatte diese später in Serienfahrzeugen zu nutzen. Der P6 sollte diese als erstes Modell erhalten, so legte man den Motorraum entsprechend aus, schuf Platz für die Turbine. Die Gasturbine kam nicht, das Fahrwerk aber zahlte sich aus. So waren Fahrverhalten und Handling des Rover 2000 hervorragend, überzeugten auch die internationale Jury von «Car of the Year» und verhalfen dem Briten schliesslich zum Sieg.
Der 2000 war das Ergebnis eines grossangelegten Modernisierungsprogramms von Rover, in dessen Zentrum die Fahrsicherheit und der Komfort gestanden hatte. Eine selbsttragende Karosserie gab es zwar noch nicht, dafür ein robustes Chassis, das sich durch hohe Steifigkeit und einen guten Unfallschutz auszeichnete. Fahrwerk, Sicherheit und Fahrkomfort überzeugten, waren innovativ und brachten Rover in die Neuzeit des Automobilbaus.
Das einzig konventionelle am Rover 2000 war der Antrieb – und der war wenig überzeugend. Der Motor war schwachbrüstig, insbesondere in Kombination mit dem Automatikgetriebe fiel die Fahrleistung noch weiter ab. Der namenspendende 2-Liter-Benziner mit vier Zylindern leistete bloss 91 PS, war technisch veraltet und lief entsprechend rauh und laut.
Später auch mit V8
Mit dem Rover 3500, ausgestattet mit einem 3.5-Liter-V8, wurde im Jahr 1968 die stärkste Variante des P6 mit einer Leistung von 150 PS vorgestellt. Dass es unproblematisch war, den grossen V8 im Motorraum des eigentlich kompakten P6 unterzubringen, war den anfänglichen Plänen für die Gasturbine zu verdanken. Der Platz im Innenraum allerdings litt durch die ausgefallenen Achs- und Motorkonstruktionen, besonders der Kofferraum fiel klein aus. So bot Rover ab Werk den Reserveradhalter für den Kofferraumdeckel an, mit dem das Reserverad nicht auch noch Platz im Gepäckabteil beanspruchte.
Heute sind die P6 selten geworden, die Preise aber durchaus tragbar. Am 22. März 2025 wechselte bei der Auktion der Oldtimergalerie Toffen ein Exemplar des Rover 3500 für 4250 Franken den Besitzer.
Text: Ramon Egger – Bilder: Rover
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