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Schweizer Pioniergeist – Die Gleislose Bahn


Gleislose Bahn: Tribelhorn beim Kraftwerk Mühleberg

Dass die Geschichte des Elektroautos fast ebenso alt ist, wie das Auto selbst, ist bekannt. Aber auch diejenige der elektrifizierten Lastwagen geht weit zurück. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gab es auch in der Schweiz Lastwagen mit Oberleitung – nach demselben Prinzip eines Trolleybuses. Als die «Bernische Kraftwerke AG» zwischen 1917 und 1920 das Wasserkraftwerk Mühleberg im Lauf der Aare baute, wütete in Europa der Erste Weltkrieg. Die Versorgung mit Benzin war unsicher und Pferde waren Mangelware. Weil das steile Gelände auch für den Bau einer Eisenbahn ungeeignet war, war Pioniergeist gefragt: Man beschloss, auf elektrische Lastwagen zu setzen. 


Vom Bahnhof Gümmenen über Mühleberg bis zum Werkplatz Aumatt wurde im Jahr 1918 eine 6.5 Kilometer lange Oberleitung mit einer Betriebsspannung von 500 Volt Gleichstrom errichtet – die sogenannte «Gleislose Bahn». Daran angehängt verkehrten zwei von der Firma Tribelhorn gebaute Lastwagen mit einer Leistung von 18 PS und einer Nutzlast von bis zu vier Tonnen. Bei guten Strassenverhältnissen konnte sogar jeweils noch ein Anhänger mit weiteren drei Tonnen Nutzlast angehängt werden. Es war das erste und bisher einzige Mal, dass in der Schweiz ein Gütertransport mit Oberleitungslastwagen durchgeführt wurde. 


Der erste Trolleybus

Zu dieser war auf der 12.5 Kilometer langen Überlandstrecke Fribourg – Farvagny bereits ein Trolleybus mit Oberleitung für den Passagiertransport in Betrieb und gelegentlich wurden auf dieser Strecke so auch Güter transportiert. Eigentlich war ein Tram geplant gewesen, allerdings hatten die Verantwortlichen von einer neuartigen «Gleislosen Bahn» gehört, die seit 1907 im österreichischen Gmünd im Einsatz war. Also schickte man eine Delegation zur Besichtigung nach Österreich und beschloss kurzum, die Tramlinie zugunsten eines Oberleitungsbusses aufzugeben. 1912 wurde der Betrieb des ersten Teilstückes aufgenommen und die Strecke schrittweise erweitert. Bis zum Jahr 1932 wurden über 1.5 Millionen Passagiere befördert – dann wurde die Strecke stillgelegt und es verkehrten fortan Dieselbusse.


Text: Kim Hüppin – Bild: Archiv


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