Goodwood Festival of Speed 2025 – Die Leitmesse?
- Ramon Egger
- 15. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Aug.

Goodwood – das ist ja eigentlich nicht bloss eine einzelne Veranstaltung, sondern deren drei: Im Frühling das «Members’ Meeting» (sehr exklusiv, für die Mitglieder des Clubs), im Herbst das Revival (für die Oldies – also die Autos) und im Sommer das Festival of Speed. Das ist dann: für alle. Weit über 100’000 Besucher zieht das an, was aber noch nicht einmal das Eindrückliche ist daran. Das wirklich Eindrückliche sind die Hersteller. Da sind nämlich so gut wie alle vertreten – mit Standbauten, von denen die sogenannten europäischen Leitmessen nur träumen können. Oder «hätten träumen können», denn die Zeit der europäischen Leitmessen ist ja vorüber. Genf ist Geschichte, Paris bloss noch ein Schatten seiner einstigen Selbst und die IAA: ein schwieriges Thema.
Goodwood ist instgrammable
Aber Goodwood, das funktioniert. Wieso? Erstens weil es keine Ausstellung ist sondern eben: ein Festival. Die Szenerie ist einzigartig, alles ist «fancy», alles ist «instagrammable». Das zieht natürlich. Zweitens sind es die Leuchtturmmodelle. Man sieht Autos, die man nirgendwo sonst zu sehen bekommt, die der feuchte Traum für alle Carspotter sind. Die Besucher kommen für die V10 und bleiben für die Stromer. Sie kommen für einen Koenigsegg Sadair Spear und bleiben für einen Renault 5.
Drittens ist es die Nahbarkeit. Im Unterschied zu den Messen, wo die Supercars bloss aus der Ferne, hinter Absperrungen, mit sehr viel Glück, gesehen werden können, schlendern in Goodwood tausende Besucher in den Paddocks zwischen exklusivsten Einzelstücken durch – vom Vorkriegs-Alfetta über Formel-1-Rennwagen bis zum Bugatti Bolide. Ausser natürlich Ferrari – die halten ihre spannenden Modelle auch in Goodwood abgesperrt, versteckt, mit Zutritt nur für gut zahlende Kunden. Viertens ist es die Stimmung. Alle sind gesittet, niemand benimmt sich daneben, obwohl es kaum Sicherheitspersonal gibt. Was natürlich auch mit dem Ticketpreis zusammenhängt – wer viel Geld ausgibt für den Zutritt auf das Anwesen des Duke of Richmond will nicht nach einer halben Stunde wieder rausgeworfen werden.
Goodwood ist Unterhaltung
Und fünftens ist es natürlich der Unterhaltungswert. Klar – die Jungen von heute brauchen die konstante Bespannung, aber zum Auto passt das auch. Schöne Autos sollen nicht in drögen Messehallen stehen, sondern zelebriert werden und erlebbar sein. Das gilt generationenübergreifend. Es muss fahren, muss lärmen, muss qualmen . Und das tun die Autos hier in Goodwood, wenn sie die kurze, knapp zwei Kilometer lange, mit Strohballen «gesicherte» Strecke durch den Vorgarten des Dukes hochfahren. Da brettert dann alles hoch, was entweder geschichtlich relevant oder gerade aktuell ist. Vom Vorkriegs-Alfetta über Formel-1-Rennwagen bis zum Rallye-Auto. Von der historischen Alpine A110 über Hypercars bis zum elektrischen Ford Transit «SuperVan».
Das haben auch die Massenhersteller entdeckt. Hyundai beispielsweise nutzte das Festival für die Lancierung des Ioniq 6N, bauten dafür einen Stand in der Grösse eines mittleren Mehrfamilienhauses, an exklusivster Lage mit eigener Tribüne direkt an der Strecke des «Hills». BMW und Mini bauten einen halben Palast. Renault liess das R5 Turbo 3E-Concept fahren, Alpine stellte den A290 Rallye und den A390 vor. Honda den neuen Prelude. Und die Chinesen waren auch präsent: MG mit einem riesigen Stand und den neuen iM-Modellen, BYD mit den Submarken, Xiaomi mit dem SU7 Ultra Prototype, der kurz zuvor die neue Bestmarke am Nürburgring gesetzt hatte. Und Jaguar zeigte den Type 00 – nicht fahrend, sondern statisch auf einem Stand der genauso uninspiriert daherkam, wie das Auto selbst.
Text: Ramon Egger – Bilder: Kim Hüppin/Jason Dodd/MG Motor/Goodwood



























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