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The Car of the Year 2026 – Trends in Tannis


Eine Mehrheit der Kandidaten für «The Car of the Year 2025».

Es kann nur einen geben – das ist seit über 60 Jahren das Motto der Wahl zum «Car of the Year». Und noch immer ist es eine der wichtigsten Auszeichnungen in der Automobilindustrie. Jedes Jahr vergibt eine Jury von inzwischen 60 Automobiljournalisten aus 23 europäischen Ländern den begehrten Titel. Auch wir sind Teil dieser Jury.


Der Modus ist einfach: Bei COTY gibt es keine Kategoriensieger, keine Prämierung des schnellsten Sportwagens, des schönsten Coupés oder des günstigsten Kombis. Offiziell gibt es noch nicht einmal einen zweiten oder dritten Platz, sondern einfach nur: das beste Auto des Jahres. The Car of the Year.


Keine Gebühren, keine Bewerbung

Jedes Jahr stehen alle Modelle zur Wahl, die im laufenden Jahr neu auf den Markt kommen. Also echte Neuentwicklungen, keine blossen Facelifts oder Derivate. Wobei hier die Grenze zunehmend zur Grauzone wird: So darf dieses Jahr der Nissan Micra nicht zur Wahl antreten, da technische zu eng verwandt mit dem Renault 5, auf dem er basiert. Der Cupra Born jedoch durfte 2022 an der Wahl teilnehmen obwohl ein Jahr zuvor bereits der VW ID.3 nominiert war. 


Auch müssen sich die Hersteller nicht bewerben, keine Gebühren für die Teilnahme – oder: den Sieg – zahlen, keine Kampagnen einreichen. Organisiert und finanziert aber wird die Wahl ausschliesslich von acht grossen Automagazinen, ohne Gelder aus der Industrie. Das ist selten in dieser Branche – und essenziell für die Glaubwürdigkeit der Auszeichnung. Das einzige, was ein Hersteller tun muss: Der Jury die Chance zu geben, die Autos hinreichend zu testen. Und dann natürlich dafür sorgen, dass das Modell tatsächlich rechtzeitig für die Kunden bestellbar ist.



34 Modelle finden sich so auf der «Longlist» für Car of the Year 2026, sie alle sind ganz offiziell Kandidaten für den Titel, vom – in der Schweiz nicht erhältlichen – Firefly bis zum Audi A6. Wie vergleicht man jetzt konkret so unterschiedliche Fahrzeuge? Es ist ein Balanceakt. Zwischen dem, was der Hersteller liefert und was der Kunde will. Da kann einer noch so eine moderne Luxuslimousine oder einen effizienten Kleinwagen bauen, wenn schon von vornherein klar ist, dass sie keiner kaufen wird, wird es schwierig mit dem Titel.


Denn «The Car of the Year» ist auch – oder: vor allem – eine Kaufempfehlung. Und wie es ist mit Kaufempfehlungen: sie sind nie allgemeingültig. Einer, der einen günstigen, elektrischen Kleinwagen sucht, wird nichts anfangen können mit einem teuren Premiumkombi. Am Ende geht es darum, welches Auto in seinem Segment etwas mehr heraussticht, als andere in ihren Segmenten. 


Einordnung in Tannis

Eine gute Gelegenheit zur Einordnung bietet jeweils der «Tannistest», der grosse Vergleichstest, organisiert von den nordischen Juroren. 31 Modelle gab es da zu fahren, in ganzen 71 verschiedenen Varianten. Gezeigt hat sich dabei vor allem: die preislichen Unterschiede werden je länger je grösser, als die technischen Unterschiede. Wenn die Chinesen da für unter 40’000 Franken ein vollausgestattetes Mittelklasse-SUV mit Allradantrieb und 600 PS hinstellen, stellt man sich schon die Frage, wie lange die Kunden noch bereit sind für «Made in Europe» zu bezahlen.


Zumal sich bei den Stromern Thematiken in den Vordergrund drängen, bei denen die Chinesen längst die Nase vorn haben. Und von den Neuentwicklungen sind nun einmal die meisten: elektrisch. Von den 71 Fahrzeugen in Tannis kamen dieses Jahr bloss noch 13 ohne Ladestecker aus, waren also reine Verbrenner, Mildhybride oder Vollhybride.



Spannend auch, wie unterschiedlich die Hersteller mit den Trends in der Bedienung umgehen. Volkswagen ist nach dem viel kritisierten Experiment mit der Touch-Bedienung am Lenkrad wieder zur klassischen Lösung zurückgekehrt, während Audi mit dem A6 erst jetzt darauf umsteigt. Und Mercedes reduziert im neuen CLA die Anzahl der Fensterheberschalter auf zwei. Auch da: bei VW hat es nicht funktioniert, man hat sich bereits wieder davon abgewendet. 


Ende Oktober dann wird die Jury aus allen Kandidaten sieben Finalisten wählen, die im Dezember noch einmal zu einem Vergleich antreten müssen. Im Januar dann wird an der Brussel Motor Show der Sieger verkündet. Nach zwei Titeln in Folge für Renault – 2024 mit dem Scenic und 2025 mit dem Duo R5/Alpine A290 – stellt sich dieses Jahr vor allem eine Frage: Schaffen die Franzosen mit dem R4 den Hattrick? Es wäre das erste Mal, dass einem Hersteller dies gelingt.


Text: Ramon Egger – Bilder: COTY

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