MGB – Kehrtwenden der Werbung
- Ramon Egger
- 2. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen

Der MGB war das erfolgreichste Modell der britischen Marke und stand für Sportlichkeit und Stil. Doch während er in den 1960er-Jahren mit seinen Fahrleistungen überzeugte, fiel er in den 1970er-Jahren Sparmassnahmen und strengeren Emissionsvorschriften zum Opfer. Parallel dazu wandelte sich sein Bild in der Werbung.
Mit einer Motorleistung von 95 PS gesteigert konnte er mit seinen Konkurrenten Triumph T4 und Sunbeam Alpine mithalten. 1965 erweiterte MG die Modellpalette um den MGB GT, einem von Pininfarina entworfenen Coupé. 1967 erhielt der Roadster eine erste Modellpflege, es folgten der MGC mit 147 PS und der MGB GT V8. Beide wurden nach kurzer Zeit wieder eingestellt.
1974 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des MGB. Verschärfte US-Sicherheitsvorschriften führten dazu, dass der verchromte Stossfänger des Exportschlagers gegen einen stahlverstärkte aus Gummi ausgetauscht werden musste, was ihm den Spitznamen «Gummiboot» eintrug. Um die neue vorgeschriebene Stossstangenhöhe einhalten zu können, wurde die Karosserie um 25 mm höhergelegt.
💰 Sparmassnahmen und weniger Leistung
Strengere Emissionsvorschriften aus den USA zwangen MG, den Motor zu beschneiden, was die Motorleistung von 95 auf lediglich 67 PS reduzierte. Die Massnahmen wurden auch für die europäischen Modelle umgesetzt, so dass die Konkurrenz davonzog. Zudem wurde der MGB Opfer der Sparmassnahmen des Konzerns: Die formschönen Ledersitze und die klassischen Drahtspeichenräder wurden durch billigere Teile ersetzt, der elegante Chromkühlergrill war sowieso bereits verschwunden.
Parallel zur dieser Entwicklung veränderte sich auch die Werbestrategie für den MGB. In den frühen Jahren lag der Fokus mit Slogans wie «Safety Fast» noch auf der Leistungsfähigkeit und dem Fahrverhalten. Zu Beginn der 1970er-Jahre änderte sich dann der Ton der Werbung deutlich, Slogan und Bildsprache waren provokant gewählt. Die Kampagne «Your mother wouldn't like it.» («Deiner Mutter würde das nicht gefallen.») spielte bewusst mit einem rebellischen Image und versuchte jüngere Käufer anzusprechen.
🧠 (K)eine Affäre
Als der MGB als «Gummiboot» seinen sportlichen Charakter verloren hatte und sich vermehrt negative Kritik breit machte, nahm die Werbung zunehmend sexistische Züge an. Der Werbespruch «Some day, you’ll settle down with a nice, sensible girl, a nice, sensible house and a nice, sensible family saloon. Some day.» («Eines Tages wirst du dich mit einem netten, vernünftigen Mädchen, einem netten, vernünftigen Haus und einer netten, vernünftigen Familienlimousine niederlassen. Eines Tages.») zielten darauf ab, den MGB als letzte Möglichkeit vor dem Eintritt in ein konventionelles Leben darzustellen.
Dazu passte auch der Slogan «Psychologists say a saloon car is a wife and a sportscar is a mistress.» («Psychologen sagen, eine Limousine sei eine Ehefrau und ein Sportwagen eine Geliebte.»), der den MGB mit einer prickelnden Affäre verglich. Allerdings wurde schnell klar, dass sich ein 67-PS-Roadster kaum mit dem Reiz einer Affäre assoziieren liess, so dass Ende der 1970er-Jahre erneut eine Kehrtwende vollzogen und wieder der Fahrspass und die technischen Vorzüge des MGB in den Vordergrund gestellt wurden. Nichtsdestotrotz wurde die Produktion Ende 1980 eingestellt.
Text: Kim Hüppin – Bilder: MG.
Die ausführlichere Geschichte zum MGB und der Werbestrategie gibt es in AutoZeit 2/2025 oder mit einem Abonnement unter autozeit.ch/magazin.
🏁 MG heute: SUV und Elektro-Roadster
Nach der Insolvenz von Rover ging die britische Traditionsmarke MG in den Besitz der chinesischen Nanjing Automobile Group und später in die, ebenfalls chinesische, SAIC Group über. Seit 2024 ist die Marke auf dem Schweizer Markt wieder vertreten mit einem Angebot von, ganz passablen, Verbrenner- und Elektromodellen – vom Kompaktwagen bis zum Familien-SUV. Die Speerspitze stellt der MG Cyberster dar, ein bis zu 510 PS starker, vollelektrischer Roadster mit Allradantrieb.
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