75 Jahre Formel 1 – Die gefährliche goldene Ära
- Ramon Egger
- 9. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Aug.

Als die Formel 1 in ihre zweite Dekade startete, war sie noch eine überschaubare Welt – mit kleinen Teams, bisweilen behelfsmässig zusammengeschraubten Fahrzeugen und einem Fahrerlager, das mehr einer grossen Familie, denn einem Milliardengeschäft glich. Doch die folgenden Jahre katapultierten die Königsklasse des Motorsports in eine neue Dimension – technisch und kulturell. Es war die Hochzeit der britischen Teams. Einst von Enzo Ferrari als «Garagisten» verspottet, gewannen britische Fahrzeuge in den 1960er-Jahren sieben von zehn Konstrukteurstitel.
Neue Regeln, neue Motoren, neue Konstruktionen
1960 besiegelte John Cooper den Durchbruch des Mittelmotors, als das Team mit Jack Brabham am Steuer die Konstrukteursweltmeisterschaft gewann. Die neue Bauweise zeigte ihren Vorteil vor allem auf den zunehmend technischen Streckenlayouts – was vor allem die italienischen Teams schmerzhaft zu spüren bekamen. Die Gewichtsverteilung mit dem Mittelmotor war deutlich besser, die Rennwagen wurden kleiner und kompakter, das Handling besser.
Dazu kam, dass ab 1961 ein neues Reglement für die Motoren galt und der Hubraum auf 1.5 Liter beschränkt, eine Aufladung wurde verboten. Die Leistung der Fahrzeuge fiel dadurch drastisch, von zuvor bis zu 290 PS auf 160 PS. Als Folge mussten die Rennwagen angepasst werden, mussten kleiner und leichter werden. Es war die Sternstunde von Colin Chapman, der mit dem Lotus 25, mit dem sein Team in der Saison 1962 antrat, den Chassisbau revolutionierte. Dank einem Monocoque war er leichter, steifer und schneller als die Konkurrenz.
Die Kritik an den kleinen Motoren war aber gross: Zu langsam seien die Fahrzeuge, zu langweilig die Rennserie geworden. So wurde 1966 das Reglement abermals angepasst, die FIA beschloss eine Verdoppelung des zulässigen Hubraumes auf 3 Liter. Auch Turbomotoren waren wieder erlaubt – mit maximal 1.5 Litern Hubraum. Die «Return to Power»-Ära war angebrochen. Die Leistung stieg schlagartig über das alte Niveau von 300 PS hinaus – allerdings bei deutlich leichteren Fahrzeugen, als noch fünf Jahre zuvor.
Ein tödliches Jahrzehnt
Die neuen, leistungsstarken Motoren waren nicht ungefährlich und die Sicherheitstechnik rudimentär. Insgesamt verloren in den 1960er-Jahren 15 Formel-1-Fahrer während Grand Prix oder offiziellen Testfahrten das Leben. Die Diskussion um eine Verstärkung der Sicherheit kam aber erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehntes richtig in Gang, ausgelöst in erster Linie durch Jackie Stewart. Nach einer Massenkarambolage beim Grand Prix von Belgien 1966 war er während einer halben Stunde im Cockpit eingeklemmt während das Benzin auslief und sich jeden Moment hätten entzünden können. Die unzureichend ausgerüsteten Helfer konnten Stewart nicht aus dem Cockpit holen, erst sein Teamkollege Graham Hill befreite ihn schliesslich.
Monza 1961 ging als eines der emotional ambivalentesten Rennen in die Geschichte ein: Der Ferrari von Wolfgang Grad Berghe von Trips überschlug sich nach einem Unfall und flog in die Zuschauer. Trips verstarb noch auf der Unfallstelle und mit ihm auch 15 Zuschauer. Gleichzeitig wurde Phil Hill der erste US-amerikanische Formel-1-Weltmeister, Ferrari holte den Konstrukteurentitel. Es war der letzte grosse Erfolg für die Italiener für die nächsten Jahre.
Der Aufstieg der Briten
In Abwesenheit eines konkurrenzfähigen Ferrari-Teams übernahm ab 1962 British Racing Motors (BRM) das Ruder. Mit stoischer Souveränität gewann Graham Hill nicht nur seine erste Fahrerweltmeisterschaft, sondern holte auch den Konstrukteurstitel für BRM.
Fünf Jahre später, am 4. Juni 1967, schrieb sich ein anderer Name unauslöschlich in die Geschichtsbücher ein: Cosworth DFV – jener legendäre V8-Motor, der bei seinem Debüt in Zandvoort sofort gewann. Im Heck des neuen Lotus 49, pilotiert von Jim Clark, zeigte der DFV eindrucksvoll, was er konnte. Es begann die Cosworth-Dominanz, die noch die ganzen 1970er-Jahre hindurch anhalten sollte: Ab 1968 entwickelte sich der Cosworth DFV V8 zum Rückgrat fast aller britischen Teams. Der Motor gewann zwischen 1968 und 1982 ganze 155 Grand Prix.
Text: Ramon Egger – Bilder: Archiv.
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Serie «75 Jahre Formel 1»
Am 13. Mai 1950 startete in Silverstone unter der Schirmherrschaft der FIA die erste Formel-1-Weltmeisterschaft. Zum Jubiläum blicken wir in einer mehrteiligen Serie zurück auf die verschiedenen Epochen, die wichtigen Teams und Fahrer und die Schlüsselmomente in der 75-jährigen Geschichte der «Königsklasse des Motorsports».















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